Gesund bleiben im Klimawandel

Eine Person steht während einer Hitzewelle im Gegenlicht der gleißenden Sonne © Mats Silvan / Gettyimages

Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Gesundheit

Der Klimawandel, den wir heute insbesondere mit steigenden Temperaturen, Hitzewellen, Dürren und Starkregen erleben, hat eine lange Geschichte: Das Klima unterliegt Veränderungen. Seit Beginn der Industrialisierung steigt der Ausstoß von Treibhausgasen im Wesentlichen durch menschliche Einflüsse stark an. Dies beeinflusst die Erdatmosphäre, was wiederum Auswirkungen auf das Klima hat. So war das Jahr 2020 eines der wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881– und darüber hinaus Teil einer regelrechten Erwärmungsserie: Neun der zehn wärmsten je in Deutschland gemessenen Jahre liegen im 21. Jahrhundert.

Diese Entwicklung wirkt sich auch auf unsere Gesundheit aus. Besonders spürbar ist das in den Sommermonaten. Um die Folgen des Klimawandels abzumildern, sind deshalb Maßnahmen zur Anpassung erforderlich, die die Aktivitäten zum Klimaschutz ergänzen. Wir mögen sonnige, warme Sommertage, merken aber häufig auch: Bei großer Hitze und dauerhaft hohen Temperaturen ohne Abkühlungsphasen fühlen wir uns schnell erschöpft. Der Alltag wird anstrengender, wir schwitzen viel und holen uns vielleicht sogar einen Sonnenbrand. Insbesondere Kinder, ältere Menschen und chronisch Kranke reagieren stark auf Hitze.

Aufgrund längerer und wärmerer Sommer kann sich auch die geografische Ausbreitung von Mücken und Zecken verändern. Außerdem halten sich die Menschen bei warmen Temperaturen häufiger und länger im Freien auf. So steigt die Wahrscheinlichkeit, von Mücken oder Zecken gestochen zu werden. Damit steigt auch das Risiko, sich mit Erregern zu infizieren, die durch Mücken oder Zecken übertragen werden.

Außerdem können die Folgen des Klimawandels zu einer Zunahme von nicht übertragbaren Krankheiten beitragen, z. B. zu der Entstehung von Allergien und Hautkrebs oder der Verschlimmerung von Asthma bronchiale. Zudem beeinflusst die Erderwärmung unser Ökosystem. So verlängert sich beispielsweise die Blühperiode vieler Pflanzen und damit auch die Allergiesaison für Menschen, die an einer Pollenallergie leiden.

Gesundheitliche Auswirkungen des Klimawandels

Die Klimawirkung mit dem derzeit größten Einfluss auf die menschliche Gesundheit ist die zunehmende Hitzebelastung. Erfahren Sie hier mehr über die Gesundheitsrisiken von Hitze. Hier finden Sie außerdem qualitätsgeprüfte und unabhängige Informationen und Tipps, wie sie Hitzebelastungen vorbeugen können.

Mit dem Klimawandel und der globalen Erwärmung wird auch der Schutz vor der Sonne zunehmend wichtiger. Erfahren Sie hier mehr über die Gesundheitsrisiken von UV-Strahlung. Hier finden Sie außerdem qualitätsgeprüfte und unabhängige Informationen und Tipps, wie sie UV -bedingten Erkrankungen vorbeugen können.

Atemwegserkrankungen können die Nase, den Mund, den Rachen, die Luftröhre und die Lunge betreffen. Sie treten entweder in einzelnen Abschnitten der Atemwege oder in allen gleichzeitig auf. Die meisten akuten Atemwegserkrankungen sind entzündlicher Natur (z. B. Erkältungen oder Mandelentzündungen). Sie werden von Bakterien und Viren ausgelöst, sind also übertragbar und daher nicht Thema dieser Ausführungen.

Nicht übertragbare Atemwegserkrankungen, die Deutschland relativ häufig vorkommen sind:

  • Asthma bronchiale,
  • chronisch obstruktive Lungenerkrankung „Chronic Obstructive Pulmonary Disease (COPD)“ sowie
  • Krebserkrankungen der Lunge und Atemwege.

Besonders häufig ist allergisch bedingtes Asthma, das durch eine krankhafte Unverträglichkeit gegenüber normalerweise harmlosen Bestandteilen in unserer Umwelt ausgelöst wird. Vor allem jene allergieauslösenden Stoffe (Allergene), welche durch die Luft verbreitet werden wie Pollen oder Hausstaubmilben rufen die Erkrankung hervor. Typische Symptome von Asthma sind z. B. Husten und Atemnot.

COPD und Lungenkrebs werden meist durch Rauchen verursacht. Es gibt aber Hinweise darauf, dass eine erhöhte Belastung der Luft mit Feinstaub und Schwefeldioxid auch bei Nichtrauchern COPD auslösen und auch bei der Entstehung von Lungenkrebs eine Rolle spielen kann.

Warum begünstigt der Klimawandel das Auftreten von Atemwegserkrankungen?

Steigende Temperaturen, hohe Sonneneinstrahlung und vermehrt auftretende Hitzewellen belasten den menschlichen Organismus stark. Am gefährlichsten sind übrigens frühsommerliche Hitzewellen, da der Körper sich noch nicht akklimatisiert hat. Bei Menschen mit Atemwegserkrankungen wie Asthma oder chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankungen wie COPD ist unter diesen Umständen häufig eine Verschlechterung der Symptome zu beobachten.

Infolge der globalen Klimaerwärmung werden aber auch zunehmend Treibhausgase wie Kohlendioxid, Methan und Stickstoffoxide freigesetzt, die sich in der Atmosphäre anreichern. Die Belastung mit Luftschadstoffen wie Feinstaub, Schwefeldioxid und Stickstoffdioxid nimmt ebenfalls zu. Dies führt vor allem bei Hitze vermehrt zu Atemwegserkrankungen. Besonders belastend bei hohen Temperaturen sind Feinstaub (z. B. PM10) und Ozon. Dazu passt die Beobachtung, dass die Menschen in wärmeren Klimaregionen wie beispielsweise Süddeutschland häufiger über Verschlechterungen ihres Gesundheitszustandes klagen als in den kühleren Regionen des Nordens.

Atemwegserkrankungen treten vor allem in Städten immer häufiger auf. Aufgrund des hohen Versiegelungsgrades (d. h. Ausmaß der bebauten, betonierten, asphaltierten, gepflasterten oder anderweitig befestigten Flächen) und der geringen Luftzirkulation ist die Luft hier heißer und trockener und folglich auch weitaus mehr mit Schadstoffen belastet als auf dem Land. Der Mensch reagiert darauf mit gereizten Atemwegen. Je länger die Belastung andauert, desto trockener werden die Schleimhäute. Auch die Verlängerung des Zeitraums, in dem Pflanzen aktiv wachsen und sich entfalten (Vegetationszeit) und die zunehmende Verbreitung von allergieauslösenden Pflanzen spielen eine immer wichtigere Rolle bei der Entstehung und Verschlechterung von Symptomen der Atmungsorgane.

Es gibt jedoch auch gegenläufige Entwicklungen: Infolge des Klimawandels werden die Winter immer milder, was den Schadstoffausstoß durch Heizen minimiert. Gleichzeitig nehmen die Niederschlagsmengen, z. B. durch Starkregen, zu. Dabei wird ein Großteil der Schadstoffe aus der Luft gewaschen. Damit wären zwei Faktoren gegeben, die zumindest eine saisonale Minderung der Belastung bewirken können.

Wo gibt es weitere Informationen zum Thema Atemwegserkrankungen?

Weitere fachlich geprüfte Informationen zu Atemwegserkrankungen finden Sie auf dem Internetportal gesund.bund.de. Sie erhalten dort Informationen zu den einzelnen Erkrankungen und auch deren Therapiemöglichkeiten.

Millionen Menschen leiden in Deutschland unter einer sogenannten Pollenallergie, im Volksmund auch als Heuschnupfen bezeichnet. Die Symptome sind vielfältig: Sie reichen von Niesattacken, Fließschnupfen und Augenjucken über Schwellungen an Zunge, Schleimhäuten oder der Lippe bis hin zu Heiserkeit, Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Viele Betroffene sind während dieser Zeit nicht voll leistungsfähig. Sie schlafen schlecht und fühlen sich angegriffen. Bei manchen Menschen mit Allergien verlagert sich das allergische Geschehen nach ein paar Jahren auch in die Bronchien, so dass sie ein allergisches Asthma bronchiale ausbilden.

Warum begünstigt der Klimawandel das Auftreten von Pollenallergien?

Die globale Klimaerwärmung beeinflusst natürlich auch die Blühzeiten von Bäumen, Sträuchern, Gräsern, Getreide und Wildkräutern: Sie blühen eher, länger und bilden dabei größere Pollenmengen aus. Auch die zunehmende CO2-Konzentration erhöht die Pollenmenge. Sie potenziert außerdem die Allergenität der Pollen, da sie mit einer hohen Belastung durch Luftschadstoffe (Feinstaub, bodennahes Ozon und Stickstoffoxide) einhergeht. Damit nicht genug, können die Pflanzen bei hohen Temperaturen auch andere Allergene als Pollen freisetzen. Im Gegensatz zu früher sind Menschen mit Allergien also schon heute viel länger – manchmal sogar das gesamte Jahr über – durch Pollenflug belastet. Haut und Schleimhäute werden über einen langen Zeitraum hinweg oder immer wieder durch die oben beschriebenen Symptome gereizt und das allergische Asthma – falls vorhanden – verstärkt sich. 

Für die Zukunft muss außerdem mit einer Zunahme des sogenannten Gewitterasthmas gerechnet werden. Gewitter können für Menschen mit Allergien eine besondere Belastung darstellen. Bei diesem noch nicht vollkommen erforschten Ereignis erleben Menschen mit allergischem Asthma nach einem Gewitter eine Verstärkung ihrer Krankheitssymptome. Verantwortlich dafür sind starke Winde und Niederschläge in Verbindung mit hoher Luftfeuchte, die zu einem sprunghaften Anstieg der Pollenkonzentration in der Luft führen. Damit nicht genug: die Pollen zerplatzen auch noch und setzen dabei mehr Allergene frei als sonst. Da diese Pollenfragmente besonders häufig bis in die Lunge vordringen, können sie besonders schwere Symptome auslösen.

Ungünstig für Allergikerinnen und Allergiker ist auch die Verschiebung von Vegetationszonen infolge der Erderwärmung. Eine Vegetationszone ist eine Regien bzw. ein Großraum der Erde, der von einer bestimmten Pflanzenart geprägt ist. Welche Pflanzen in einer bestimmten Region wachsen, ist abhängig von der dort vorherrschenden Temperatur und Niederschlag (Klima). Die Verschiebung der Vegetationszonen durch die Erderwärmung führt dazu, dass sich allergene Arten wie z. B. der Beifuß-Ambrosia in Deutschland ausbreiten können.

Wo gibt es weitere Informationen zum Thema Allergien?

Weiterführende qualitätsgeprüfte Informationen zu Allergien und Forschung finden Sie unter allergieinformationsdienst.de.

Bei der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) handelt es sich um eine Virusinfektion, die durch FSME-Viren verursacht wird. Das FSME-Virus vermehrt sich hauptsächlich in kleinen Säugetieren wie Mäusen. Über infizierte Zecken wird es dann auf den Menschen übertragen. Das Vorkommen von FSME-Viren ist regional sehr unterschiedlich. Es kommt hauptsächlich im süddeutschen Raum vor. Hierzu veröffentlicht das Robert Koch-Institut jährlich eine Karte der Gebiete, die als FSME-Risikogebiete gelten.

Die meisten Infektionen mit FSME-Viren bleiben symptomfrei. Symptomatische Infektionen beginnen mit unspezifischen, grippeähnlichen Beschwerden. Nach etwa einer Woche kann eine FSME-Infektion zu einer Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns (Meningoenzephalitis) führen.

Gegen FSME-Infektionen und andere durch Zecken übertragene Krankheiten kann man sich schützen, indem man Zeckenstiche vermeidet. Bei Aufenthalt im hohen Gras, Gebüsch oder Unterholz, bietet das Tragen geschlossener Kleidung (feste Schuhe, lange Hosen, lange Ärmel) einen gewissen Schutz. Dadurch wird es einer Zecke erschwert, eine geeignete Hautstelle für einen Stich zu finden. Nach dem Aufenthalt sollte der Körper auf mögliche Zecken abgesucht werden. Da Zecken nicht sofort zustechen, sondern auf der Suche nach einer geeigneten Stichstelle zunächst auf dem Körper bzw. der Kleidung umherlaufen, können sie durch regelmäßiges Absuchen bereits vor dem Stechen entfernt werden. Zudem gibt es auch eine Impfung gegen FSME. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die FSME-Impfung u.a. für Personen, die in FSME-Risikogebieten gegenüber Zecken exponiert sind oder bei Reisen in FSME-Risikogebiete.

Warum begünstigt der Klimawandel FSME?

Verantwortlich für das häufigere Auftreten der Frühsommer-Meningoenzephalitis sind mit dem FSME-Virus infizierte Zecken. Zecken sind ab einer Temperatur von etwa 8 Grad aktiv. Abhängig von Art und Stadium kann man Zecken das ganze Jahr hinüber finden. FSME tritt in Abhängigkeit von der Aktivität der virustragenden Zecken bevorzugt im Frühjahr, Sommer und Herbst auf. Da sich die Menschen in sonnenreichen und warmen Sommern häufiger und länger im Freien aufhalten, steigt in FSME-Risikogebieten folglich auch das Risiko einer Ansteckung mit dem FSME-Erreger.

Wo gibt es weitere Informationen zum Thema FSME?

Mehr Informationen zu FSME und praktische Tipps, wie man sich gegen diese schützen kann, bietet das Internetportal infektionsschutz.de. Auf der Internetseite des Robert Koch-Instituts (RKI) finden Sie weiterführende Informationen und Forschung zu FSME.

 

Der West-Nil-Virus (WNV) gehört zur Familie Flaviviridae und wird meist durch die Gemeine Stechmücke (Culex pipiens) übertragen. Sie ist eine der häufigsten Mückenarten in Europa und auch bei uns heimisch. Die Mücken stechen vor allem Vögel, aber auch Säugetiere bzw. Menschen.

Kommt es zu einer Infektion, kann das sogenannte West-Nil-Fieber auftreten. Die Infektionen verlaufen überwiegend unauffällig. Etwa 20 Prozent der Infizierten entwickeln eine fieberhafte, grippeähnliche Erkrankung, die mit Fieber, Schüttelfrost und Kopf- und Gliederschmerzen einhergehen kann und etwa 3–6 Tage andauert. Die Inkubationszeit beträgt 2–14 Tage. Nur etwa jede 100. infizierte Person erkrankt schwer. Bei einem Teil dieser Patientinnen und Patienten tritt eine Meningoenzephalitis auf.

Besonders Personen, die aufgrund hohen Alters oder Immunschwäche ein erhöhtes Risiko haben durch eine WNV-Infektion schwer zu erkranken, können das Infektionsrisiko durch Schutz vor Mückenstichen reduzieren. Dazu gehört an Orten mit bekannter Mückenbelastung das Tragen von langärmeligen Hemden/Blusen und langen Hosen, am Abend der Aufenthalt in geschlossenen oder klimatisierten Räumen, die Anwendung von Repellents und Insektiziden, der Gebrauch von Moskitonetzen und Fenstergittern. Im Wohnumfeld sollten Mückenbrutplätze möglichst beseitigt werden. Ein Impfstoff ist bislang nicht verfügbar.

Warum begünstigt der Klimawandel das Vorkommen des West-Nil-Virus?

Aus den Tropen gelangte das WNV durch Zugvögel auch in Gebiete am Mittelmeer und Europa. In Südeuropa wird es seit langem saisonal im Sommer übertragen und kann auch vor Ort überwintern. Häufig betroffen sind u.a. Südfrankreich, Nord-Italien, Griechenland und weite Teile des Balkans. Reiseassoziierte Infektionen werden in Deutschland in vielen Jahren diagnostiziert. Im Spätsommer 2019 wurden in Ostdeutschland erste in Deutschland durch Mücken übertragene Fälle von West-Nil-Fieber bekannt. Auch im Sommer 2020 wurden Fälle in Ostdeutschland berichtet. Offensichtlich kann WNV auch in Deutschland überwintern. Es ist damit zu rechnen, dass sich WNV in Deutschland weiter etabliert und es in den kommenden Jahren zu weiteren mückenübertragenen WNV-Erkrankungsfällen auch bei Menschen kommen wird.

Übertragungen stehen erfahrungsgemäß im engen Zusammenhang mit günstigen Bedingungen für die Vektoren. Die für Stechmücken günstige Saison ist je nach lokalem Klima und kurzfristigen Wetterschwankungen unterschiedlich lang. In Deutschland handelt es sich dabei vor allem um den Spätsommer, bei anhaltend warmem Wetter auch der Frühherbst. In Südeuropa werden Übertragungen häufig bis in den November beobachtet.

Wo gibt es weitere Informationen zum Thema Die West-Nil-Virus-Infektion?

Mehr Informationen zu Infektionskrankheiten und praktische Tipps wie man sich gegen diese schützen kann bietet das Interportal infektionsschutz.de. Auf der Internetseite des Robert Koch-Instituts (RKI) finden Sie weiterführende Informationen und Forschung zum West-Nil-Virus.